Als Swinging Sixties bezeichnet man allgemein sowohl einen
kulturellen wie politischen als auch modischen Trend bzw.
den Zeitgeist der Gesellschaft ab Mitte der 1960er Jahre.
Beginnend mit politischen Konflikten wie beispielsweise der
Kubakrise und dem bereits schwelenden Vietnamkrieg setzte
sich eine neue Sicht- und Denkweise in der Gesellschaft durch,
welche sich in politischem Denken der Friedensbewegung, in
der Kultur, der Mode und einem völlig neuen Freiheitsdenken
äußerte. Indes zeigte sich ein Wechsel in der Musikszene,
der gleichzeitig neue Modetrends setzte (Woodstock).
Am engsten verbunden mit dem Begriff der Swinging Sixties
dürfte allerdings die Londoner Straße Carnaby Street sein,
welche in den 1960ern durch ihre unzähligen Mode- und
Musikgeschäfte bekannt wurde und als „Trendmeile“ im
westlichen Europa galt. Wer Youthquaker, „hip“ oder Hippie
sein oder einfach nur Drogen kaufen wollte, ging dort „shoppen“.
Die Swinging Sixties werden deutlich in Michelangelo Antonionis
Spielfilm Blow Up (1966) skizziert, der eine gewisse Apathie der
1960er Jahre widerspiegelt, die in krassem Gegensatz zu den
schrillen Mustern der LSD-Mode wie dem Paisleymuster und den
für die damalige Gesellschaft provokanten Miniröcken einer
Mary Quant steht.[1] Als das „Gesicht“ der Londoner Swinging
Sixties wird allgemeinhin das britische Fotomodell Twiggy
assoziiert.
In den 1960er Jahren rebellierten Jugendliche weltweit gegen eine
konservative Gesellschaftsstruktur. Die Friedensbewegung feierte
große Erfolge. Neben dem Protest gegen politische Ereignisse weitete
sich auch der Kampf für Freiheit in Kunst und Kultur aus – ein Kampf
gegen Spießertum und vorgegebene Verhaltensmuster. Noch heute
gelten die "Wilden 60er" als Inbegriff der schrillen Jugendkultur, die
in London ihren Ursprung hatte: Drogen und Rockmusik, lange Haare
bei Männern, ausgefallene Kleidung, der Drang nach politischer und
kultureller Freiheit waren angesagt. In London eroberten Beatmusik,
Rockbands und der Minirock die Herzen der Jugendlichen.
Das New Yorker "Time Magazine" prägte 1966 den Begriff "Swingin'
Sixties", der bis heute als die treffende Bezeichnung des Jahrzehnts
mit dem beschwingten Lebensgefühl gilt. Dieses Lebensgefühl wurde
nirgends so intensiv gefeiert wie in der Carnaby Street.
Die kleine Straße Carnaby Street in Londons Szeneviertel Soho
entwickelte sich in den 1960er Jahren zum Mekka der Mode- und
Musikwelt. Londons Vorzeigestraße bot die angesagtesten Mode- und
Musikläden der Welt. Hier reihte sich eine extravagante Boutique an
die andere. Hier entstanden Trends.
Die passende Kleidung zu diesem Jahrzehnt im Aufbruch schuf die
Modedesignerin Mary Quant. 1965 erfand sie den Minirock, der mit
allen bisherigen Modekonventionen brach. Die skandalträchtige und
haarscharf bemessene Rocklänge wurde heiß diskutiert und in provokativen
Aktionen dargeboten. Der Minirock wurde zum Politikum, er galt als
Zeichen der rebellierenden Jugendlichen und war Auslöser vieler
Demonstrationen und Kundgebungen.
Doch schon bald wurde er zum absoluten Modetrend der 1960er Jahre.
Schnell kam keine Modezeitschrift mehr ohne ihn aus. Twiggy, das dürre
Model aus einem Londoner Vorort, war in den 1960ern Ausdruck und
Vorbild einer ganzen Generation und Modewelle.
In einem revolutionären Modeumschwung löste die coole Mode der 1960er
Jahre den biederen Hausfrauenlook der 1950er ab. Die Frisuren wurden
kurz und peppig, die Mode cool und ausgeflippt. Erlaubt war, was gefiel.
Auch in der Musik sprengte London in den 1960er Jahren alle Grenzen.
In London befanden sich die angesagten Clubs, hier fanden die besten
Partys statt. Das Leben bestand aus Exzessen, Partys und Drogen.
Aufgrund des Babybooms der Nachkriegszeit gab es in den 1960ern eine
nie da gewesene Zahl an partywilligen Jugendlichen. Entsprechend brodelte
und swingte eine ganze Generation voller Musik- und Modefans. Exzentrische
Partys, wilde Konzerte und poppig-schrille Fans im Musikrausch machten das
Leben in London zur großen Party.
Bands wie die Beatles, Pink Floyd oder die Rolling Stones feierten in London
ihren Durchbruch und schrieben Musikgeschichte. Der Zebrastreifen, den
die Beatles auf ihrem Plattencover der nach der Abbey Road benannten
Langspielplatte überquerten, ist noch heute eine Touristenattraktion.
Und auch Konzertsäle wie der "Wag Club" oder "The Club", in denen einst
Pink Floyd oder Soft Machine spielten, ziehen noch immer Musikbegeisterte an.
Autorin: Andrea Schultens
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